Wie der Breitensport die Wirtschaft ankurbelt
614 Millionen Franken Umsatz und über 2’500 Vollzeitstellen: Das trägt der Zürcher Breitensport jährlich zur Wirtschaft bei. Insbesondere die vielen Sportveranstaltungen spielen dabei eine wichtige Rolle. Ein gutes Beispiel ist das Zürcher Kantonal-Schwingfest.
Sonntag, 14. Mai 2023. Auf der Zürcher Allmend stehen Tribünen, Zelte und Stände. Rund 3’500 Sportbegeisterte sind gekommen fürs Zürcher Kantonal-Schwingfest. Sie schauen sich die Wettkämpfe an, begutachten den Gabentempel und verpflegen sich in der Festwirtschaft.
Das Kantonal-Schwingfest ist einer der grössten Zürcher Sportanlässe. Hier wird deutlich, inwiefern der Breitensport neben gesellschaftlichem auch wirtschaftlichen Mehrwert schafft.
Hoher Umsatz und Tausende Arbeitsplätze
Zahlen zur wirtschaftlichen Bedeutung des Breitensports im Kanton Zürich liefert eine Studie im Auftrag des Zürcher Kantonalverbands für Sport (ZKS) und des kantonalen Sportamts. Demnach lösen Vereine, Verbände und Veranstaltungen Umsätze von jährlich 614 Millionen Franken aus. Mehrere Branchen der Schweizer Wirtschaft profitieren davon, insbesondere das Baugewerbe und der Handel, die je etwa 7 Prozent des Umsatzes machen (siehe Abbildung 1).
Damit schafft der Zürcher Breitensport auch zahlreiche Arbeitsplätze, der Studie zufolge entstehen über 2’500 Vollzeitstellen. Die Anzahl Arbeitnehmende dürfte nochmals deutlich höher sein, weil viel Arbeit in Teilzeitpensen erbracht wird.
Verschiedene Branchen profitieren
Beim Zürcher Kantonal-Schwingfest stehen vor allem Dienstleister in den Bereichen Bau, Sicherheit und Gastronomie im Einsatz. Ihre Arbeit gehe hier mit gemeinnütziger Arbeit Hand in Hand, erklärt Ruedi Schweizer, Präsident des Organisationskomitees.
Als Beispiel nennt er den Tribünenbau, welcher den grössten Posten im 540’000-Franken-Budget ausmacht: «Die Tribüne hat uns ein Unternehmen geliefert. Für den Auf- und Abbau ist der Zivilschutz zuständig. Dieser wird dabei von einem Bauleiter des Lieferanten unterstützt.»
Ähnlich sieht es in der Festwirtschaft aus. Zwei Getränkelieferanten und ein Catering-Unternehmen haben alles Nötige vor Ort gebracht. Im Service stehen nun aber neben einigen Profis vor allem Freiwillige im Einsatz. Die Sicherheit wird derweil durch eine Sicherheitsfirma und einige wenige Freiwillige gewährleistet.
Die vielen Freiwilligen zu finden, sei gar nicht so einfach gewesen, erzählt Ruedi Schweizer:
«Die Leute sind heute weniger zur Freiwilligenarbeit bereit als früher.»
Deshalb machen Personalkosten einen höheren Betrag aus als bei vergangenen Schwingfesten. Sprich: Die wirtschaftliche Bedeutung steigt.
Öffentliche Beiträge setzen Impulse
Damit Sportveranstaltungen sowie Aktivitäten von Vereinen und Verbänden überhaupt erst möglich werden und Mehrwert schaffen, braucht es Einnahmen. Eine wichtige Quelle sind gemäss Studie öffentliche Gelder, etwa aus dem Sportfonds (siehe Abbildung 2).
Auch fürs Zürcher Kantonal-Schwingfest waren diese Beiträge bedeutend. Die Verantwortlichen haben Gesuche bei Stadt und Kanton Zürich gestellt und dabei gute Erfahrungen gemacht. Grösseres Lobbyieren war nicht nötig. Guter Kontakt zu den Behörden sei eher wichtig gewesen, um den Veranstaltungsort zu finden oder die Parkplatzsituation zu klären, so Ruedi Schweizer.
Einsatz war auch bei der Suche nach Sponsoren aus der Wirtschaft gefragt. «Das Geld sitzt nicht mehr so locker.» Als wichtig erwiesen habe sich das gute Netzwerk des Sponsoring-Verantwortlichen im Organisationskomitee. Ausserdem helfe ein Konzept, etwa zu Gegengeschäften. «Man muss den Sponsoren aufzeigen, welchen Nutzen sie haben.»
Voraussichtlich schliesst das Zürcher Kantonal-Schwingfest mit einer schwarzen Null ab. Doch Ruedi Schweizer stellt klar:
«Uns geht es in erster Linie darum, den Schwingsport bekannt zu machen. Einen allfälligen Gewinn stecken wir in die Nachwuchsförderung.»
Für den Breitensportanlass ist ein wirtschaftlicher Mehrwert also schön und gut. Am Schluss zählt aber vor allem der gesellschaftliche Nutzen.