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Von der Abstimmungsschlappe zum Erfolgsprojekt

Hinwil hat seit diesem Jahr eine neue Sportanlage – mit allem, was das Herz begehrt: Dreifachturnhalle, Fussballfelder, Leichtathletikanlagen, Spielplatz und noch mehr. Sportvereine, Bevölkerung und Gemeinde sind begeistert. Damit das Projekt zum Erfolg wurde, war jahrelanges Dranbleiben und Zusammenarbeiten nötig.

«Wir mussten geduldig sein. Aber es hat sich gelohnt!» Stolz führt Florian Michel durch die Sportanlage Hüssenbüel, am Dorfrand von Hinwil. Er engagiert sich seit seiner Jugend im örtlichen Turnverein, seit 5 Jahren als Präsident. Und seit letztem Jahr ist er im Gemeinderat, wo er unter anderem für die neue Anlage zuständig ist.

Florian Michel
Florian Michel auf der Tribüne der neuen Dreifachturnhalle.

«Die Sportanlage ist ein Bedürfnis. Sie wird von der Bevölkerung rege genutzt», erzählt er. An diesem Morgen mitten in den Sommerferien bewegen sich hier tatsächlich einige Kinder und Erwachsene. Doch begonnen hat alles mit einer Niederlage.

Alleingang des Turnvereins scheitert

Der Turnverein Hinwil wünschte sich schon lange eine neue Halle. 2001 lancierte er deshalb die Idee für eine Sport- und Mehrzweckhalle. Die Hinwiler Stimmbevölkerung erteilte dem Projekt 2005 allerdings eine deutliche Absage. Florian Michel erinnert sich:

«Dass die erste Abstimmung verloren ging, lag vor allem am Fussballclub.»

Dieser unterstützte das damalige Projekt nicht, weil auch er neue Infrastruktur brauchte, insbesondere eine Garderobe. Ausserdem hatte Hinwil schon eine Mehrzweckhalle, eine mögliche Konkurrenz wurde nicht gerne gesehen.

Neuer Anlauf in Zusammenarbeit

Der Turnverein gab nach der Schlappe nicht auf, gründete eine Interessensgemeinschaft und meldete seine Bedürfnisse bei der Gemeinde weiter an.

2010 passierte etwas Wichtiges: Die Vereine gründeten gemeinsam das Sportnetz Hinwil. Dadurch hatten sie einen Ort, um sich über ihre Bedürfnisse auszutauschen. Zudem konnten sie fortan mit einer Stimme in Gespräche mit der Gemeinde gehen, was deren Arbeit ebenfalls vereinfachte. Für Florian Michel steht deshalb fest:

«Das Sportnetz Hinwil war der Schlüssel zum Erfolg.»

In den Folgejahren fanden verschiedene Abklärungen für eine neue Sportstätte statt. Dabei zeigte sich, dass auch die Schule Platzbedarf hat – für den Sportunterricht in der Oberstufe. Schliesslich wurde ein reines Sportprojekt ohne Mehrzweckhalle am Standort Hüssenbüel vorgeschlagen.

Im November 2017 kam ein 28-Millionen-Franken-Kredit an die Urne. Dieses Mal zogen alle an einem Strick. Insbesondere der Turnverein und der Fussballclub machten Werbung in der Bevölkerung. Unter anderem trommelten sie 600 Menschen für eine Kundgebung zusammen. Das hatte Wirkung: 77 Prozent der Stimmenden sagten Ja zur neuen Sportanlage.

Ausarbeitung mit allen Interessierten

Mit der Abstimmung war es noch nicht getan. Bei der Ausarbeitung der Baupläne bezog die Gemeinde die Sportvereine aktiv ein. Auch Bedürfnisse aus der Bevölkerung wurden berücksichtigt. Zum Beispiel wurde kurzerhand ein Pumptrack für Fahrräder, Kickboards oder Skateboards ins Projekt integriert. Oder eine naheliegende Abfallsammelstelle wurde auf den Parkplatz der Sportanlage verlegt, damit der Lärm im Quartier weniger stört.

Daneben ging die Gemeinde auf kantonale Stellen zu, um finanzielle Unterstützung zu bekommen. Das Zürcher Sportamt, der Zürcher Kantonalverband für Sport oder der kantonale Sportfonds unterstützten das Projekt mit 3,1 Millionen Franken. Sie übernahmen somit gut ein Zehntel der Endkosten.

Langersehnte Eröffnung im 2023

Seit diesem Februar ist die neue Sportanlage Hüssenbüel in Betrieb. Sie bietet eine Dreifachturnhalle mit verschiedenen Garderoben, Mehrzweckraum, Materialraum und Bistrot. Daneben sind Spielfelder mit Kunst- und Naturrasen, Leichtathletikanlagen, ein Beachvolleyball-Feld, ein Spielplatz, ein Pumptrack und ein Street-Workout zu finden.

Die Anlage steht der Bevölkerung offen und wurde von Anfang an gut genutzt. «Im März spielten hier an einem Mittwochnachmittag etwa 50 Kinder Fussball», freut sich Florian Michel. Daneben trainieren vor allem der Turnverein Hinwil, der Fussballclub Hinwil und der Unihockeyverein Emotion am Standort Hüssenbüel.

Erfolgsrezept «miteinander reden»

«Gut Ding will Weile haben.» Das erste Projekt des Turnvereins sei überstürzt gewesen, sagt Florian Michel rückblickend. Um ein solches Infrastrukturprojekt durchzubringen, sei es wichtig, miteinander zu reden, alle Bedürfnisse abzuklären und zu schauen, wie sich diese vereinen lassen:

«Die Gemeinde muss die Anliegen der Bevölkerung wahrnehmen. Vereine und Bevölkerung müssen sich wiederum fragen, wie sie die Gemeinde unterstützen können.»

Deshalb brauche es auch Leute, die sich engagieren, so Florian Michel. Er selbst wurde durch das Projekt politisiert. Die Sportanlage Hüssenbüel sei ein Grund gewesen, wieso er letztes Jahr für den Gemeinderat kandidiert habe.

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