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Jugendliche gestalten mit

Wie gelingt es, Jugendliche für Sport zu begeistern und sie in die Gestaltung der Angebote miteinzubeziehen? Marco Keck, Sportbeauftragter der Gemeinde Stäfa und Geschäftsführer des FC Stäfa, gibt hilfreiche Tipps und Insights für Vereine und Gemeinden.

Marco Keck, welche Art Sport begeistert Jugendliche heutzutage?

Umfragen zeigen, dass bei den 14-25-Jährigen vermehrt das Bedürfnis vorhanden ist, sich ungebunden zu bewegen. Sie wollen selbst bestimmen, wann, wo und mit wem sie Sport treiben. Daher liegen ungebundene Sportangebote wie beispielsweise Pump Tracks, Skater- sowie Parkour- und Street Workout-Anlagen im Trend.

Gerade Pump Tracks haben sich zu richtigen Happenings entwickelt. Da kommt am Wochenende die ganze Familie mitsamt Picknick, die kleineren Kinder spielen auf dem Spielplatz, die grösseren drehen ihre Runden auf dem Pump Track, die Eltern sitzen zusammen und tauschen sich untereinander aus. Zur Lancierung solcher Angebote braucht es oftmals nicht viel: Ein Kickoff-Event mit Demo-Training, eine Presse-Info, einen Flyer, ein bisschen Social Media, und dann ist das Ganze rasch ein Selbstläufer.

Wie gehen Vereine mit diesem Trend um?

Diese Entwicklung stellt natürlich eine Herausforderung dar für den Vereinssport. Ich glaube aber nicht, dass er deshalb an einem Scheideweg steht. Vereinssport ist eine Lebensschule. Hier lernen Kinder und Jugendliche, teamfähig zu sein, mit Sieg und Niederlagen sowie Frustrationen umzugehen, sich unterzuordnen und Verantwortung übernehmen. Das bekommt man beim ungebundenen Sport nicht.

Darüber hinaus sind Vereine heutzutage oftmals keine trägen Organisationen mehr, auch sie richten ihre Angebote fortlaufend neu aus. So bieten beispielsweise Turnvereine auch Parkour an, im Fussballclub werden nicht mehr nur Bälle gekickt, sondern man kann auch von Athletiktrainings profitieren.

Es ist allerdings so, dass die Dropout-Quote bei Vereinsmitgliedern zwischen dem 14 und 20. Lebensjahr am höchsten ist. Es muss einem Verein gelingen, diese Jugendlichen vom Jugend- in den Erwachsenensport zu überführen.

Marco Keck, Sportbeauftragter Gemeinde Stäfa

Und wie gelingt es konkret, die Dropout-Quote der Vierzehn- bis Zwanzigjährigen in Vereinen zu senken?

Indem die Jugendlichen eingebunden werden. Das schafft man, indem sie mit Aufgaben betraut werden, in denen sie Verantwortung übernehmen und sich zugehörig fühlen. Ich selber bin neben meiner Tätigkeit als Sportbeauftragter der Gemeinde Stäfa auch Geschäftsführer vom FC Stäfa. Dort schreiben wir jeweils die vierzehnjährigen Vereinsmitglieder gezielt und direkt an und motivieren sie, sich zu engagieren. Vierzehn ist ein gutes Alter dafür. Da sind die Jugendlichen noch nicht in der Lehre, haben noch keine Freundin oder keinen Freund und müssen noch nicht zeigen, wie ultrakrass sie drauf sind.

Das Sportamt des Kantons Zürich hat wohl deshalb das Projekt 1418 coach lanciert - ein sehr erfolgreiches Junior Coach Programm, das Grundlagen für das Leiten von Kinder- und Jugendsportangeboten vermittelt und nun in der ganzen Schweiz ausgerollt wird.

Zudem hilft es auch enorm, wenn man nicht einzelne Jugendliche anspricht, sondern kleine Grüppchen mit zwei oder drei Freunden oder Kolleginnen. So verteilt sich ihre Verantwortung, sie können sich erst einmal als Assistentinnen oder Assistenten an die Aufgabenbereiche herantasten und hineinwachsen. Nach ein bis zwei Jahren als Hilfscoaches sind sie häufig reif für verantwortungsvollere Aufgaben und übernehmen dann als Gruppe ein Team.

Welche Anreize können Jugendlichen in Vereinen geboten werden, damit sie sich engagieren?

Goodies. Beispielsweise, dass sie keine Mitgliederbeiträge bezahlen müssen. Oder dass sie Sackgeld oder Sportausrüstung erhalten. Wenn sie dieselbe Kleidung tragen können wie ihre Idole, dann ist das auch Prestige.

Wie können denn Jugendliche in die Gestaltung von ungebundenen Sportangeboten miteinbezogen werden und wollen sie das überhaupt?

Ja! Ich kenne einen Jugendlichen, der hat der Gemeinde bereits zwei Emails geschrieben, weil er sich einen Skaterpark wünscht. Er versichert auch, dass er sich gerne engagieren will. Das muss man nutzen. Das Angebot muss stimmen, damit der ungebundene Sport florieren kann. Jugendliche können in beratender Funktion sehr gut miteinbezogen werden in die Gestaltung von Projekten. So können sie beispielsweise mitbestimmen, wie hoch die Pipe sein soll, ob es eine Steilwandkurve braucht, etc. Und die Bau-Profis lassen die Bedürfnisse der zukünftigen Nutzerinnen und Nutzer dann in ihre Pläne einfliessen.

5 Tipps für Gemeinden und Sportvereine zum Einbezug von Jugendlichen

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13. November 2022 07:27 - Andreas Wiesendanger
Die Jugendlichen wissen am besten, was sie wollen. Die Erwachsenen sollen helfen, die Bedürfnisse der Jugendlichen umzusetzen.

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