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Freiwilligenarbeit: Nachwuchs gesucht

Ohne Freiwillige gäbe es keine Sportvereine. Gleichzeitig fällt die Suche nach Nachwuchs für Ehrenämter oft schwer. Wir haben mit einem jungen Vereinsvorstand darüber gesprochen, was es braucht, um junge Menschen für Freiwilligenarbeit zu motivieren.

51’287 Ehrenamts-Posten; im Schnitt 36 Freiwillige pro Verein; mehr als eine Million Arbeitsstunden pro Jahr. Die Zahlen des Schweizerischen Fussballverbands SFV zum Wert der Freiwilligenarbeit sind eindrücklich. Eins ist klar: Ohne die ehrenamtliche Arbeit von Freiwilligen könnten die Fussballvereine – und alle anderen Sportvereine ebenso – in der Schweiz nicht funktionieren.

Gleichzeitig nennen die Vereine in einer SFV-Umfrage die Besetzung von Ehrenämtern als ihr grösstes Problem. Fussball boomt, gerade bei Kindern, die immer jünger in die Vereine eintreten. Dadurch steigt jedoch auch der Bedarf an ehrenamtlichen Helfern. Die Vereine suchen Trainerinnen, Teambetreuer, Vorstandsmitglieder, Spiko-Verantwortliche und so weiter. Und hier kommt ein zweites Problem ins Spiel: Die Menschen, die Freiwilligenarbeit in Vereinen leisten, sind tendenziell älter, wie der nationale Freiwilligenmonitor festhält. Sprich: Es fehlt an Nachwuchs. Wie motiviert man also junge Menschen für ein Ehrenamt?

Erich Spühler, Vorstandsmitglied FC Rafzerfeld

Sportvereine müssen Freiwillige aktiv anfragen

Zum Glück gibt es positive Vorbilder. Wir treffen Erich Spühler aus Rafz im Zürcher Unterland. Er ist 27 Jahre alt, Captain der 1. Mannschaft im FC Rafzerfeld und Mitglied im Vereinsvorstand mit Ressort Infrastruktur. «Ich wurde von einem Vorstandsmitglied angesprochen, ob ich mich engagieren möchte. Zuerst wollten wir es zu zweit machen, aber mein Kollege hat sich dann zurückgezogen», erzählt Erich Spühler zu den Anfängen seines Engagements. Bereut hat er es nicht: «Als Leiter Infrastruktur bin ich für wichtige Projekte mitverantwortlich. Wir möchten ein neues Clubhaus bauen, das Flutlicht muss erneuert werden und es steht immer wieder die Frage im Raum, ob wir einen Kunstrasen brauchen. Ich hole Offerten ein und tausche mich regelmässig mit der Gemeinde aus. Das sind Sachen, die ich vorher nie gemacht habe, die aber spannend und lehrreich sind.»

«Gefühlt bin ich mehr auf dem Fussballplatz als sonst irgendwo.»

Mit rund 500 Mitgliedern ist der FC Rafzerfeld ein grosser Verein. Entsprechend ist die Vorstandsarbeit mit Aufwand verbunden. «Es wird eine gewisse Präsenz im Verein erwartet, zu Recht. Gefühlt bin ich mehr auf dem Fussballplatz als sonst irgendwo», meint Erich Spühler. Trotzdem sei der zeitliche Aufwand für ihn noch überschaubar, der Vorstand trifft sich rund einmal pro Monat. Anstrengender ist hingegen der Umgang mit den Erwartungen. «Jeder will etwas von einem. Es gibt in einem grossen Verein sehr viele Ansprüche, die man unmöglich alle erfüllen kann. Als Vorstand muss man Prioritäten setzen und sich halt auch mal unbeliebt machen.»

Spiel des FC Rafzerfeld

In solchen Momenten hilft ein guter Teamgeist im Vorstand. Zusammenhalt, Spass, gemeinsames Erreichen von Zielen, Verbundenheit mit dem Verein – das sind denn auch die Motive, die in Studien am häufigsten genannt werden, wenn es um die Frage geht, warum sich jemand freiwillig engagiert. Geld spielt dabei meistens keine Rolle, auch im FC Rafzerfeld ist die Vorstandsarbeit komplett ehrenamtlich.

Zusammenhalt, Spass, gemeinsames Erreichen von Zielen, Verbundenheit mit dem Verein – das sind die häufigsten Motive für freiwilliges Engagement.

5 Tipps für die Frewilligenarbeit

Was braucht es also, damit sich junge Menschen ehrenamtlich im Sportverein engagieren?

  1. Die Verantwortlichen im Verein müssen geeignete Personen direkt und persönlich ansprechen und motivieren. Sie dürfen nicht darauf warten, dass sie sich von selbst melden.
  2. Gremien wie Vorstände müssen Diversität aktiv fördern. Im FC Rafzerfeld beispielsweise ist ein weiterer junger Aktivspieler im Vorstand und vier von elf Vorstandsmitgliedern sind Frauen.
  3. Neue Freiwillige, gerade jüngere Menschen, müssen zu Beginn begleitet und unterstützt werden.
  4. Ein funktionierendes Team und ein guter Zusammenhalt sind zentral. Gerade bei Konflikten mit Mitgliedern, Eltern oder Gemeinden, die in jedem Verein vorkommen, müssen die Betroffenen Rückhalt spüren.
  5. Der Spass darf nicht zu kurz kommen. Wer sich freiwillig engagiert, opfert seine Freizeit. Darum muss die Freiwilligenarbeit auch Freude machen.

«Ich bin jetzt ein Jahr dabei und kann die Arbeit im Vorstand weiterempfehlen, gerade jungen Menschen», sagt Erich Spühler zum Abschluss. «Mein Verein und seine Zukunft sind mir wichtig und ich leiste gerne einen Beitrag».

Aktive Vereinsmitglieder sind oft auch für Freiwilligenarbeit zu gewinnen.

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